Asylbewerber und das Sankt-Florian-Prinzip: Helfen statt lamentieren
„Heiliger St. Florian verschon‘ mein Haus, zünd‘ andere an“, denkt und wünscht sich wohl eine immer größer werdende Zahl von Bürgern – zu diesem Schluss verleitet zumindest der Besuch in manchem Bürgerforum zum Thema Flüchtlingsunterkünfte. Unser Autor kann und will Meinungsäußerungen solcher Art nicht verstehen.
Flucht vor Bürgerkrieg und Terror: Immer mehr Menschen versuchen, sich nach Europa in Sicherheit zu bringen. Foto: Mohamed Ali MHENNI / wikipedia / CC BY-SA 3.0
Von Justizrat RA Karlheinz Glogger, 1. Vorsitzender von Haus & Grund Ludwigshafen und stellv. Landesverbandsvorsitzender
Täglich kommen bei uns Menschen an, die überwiegend aus purer Verzweiflung über die Verhältnisse in ihrer Heimat sich ins „gelobte Land“ Europa aufgemacht haben, Menschen, die oft unter Lebensgefahr über das Mittelmeer geflohen sind. Insbesondere die größeren Städte in Rheinland-Pfalz müssen eine immer größer werdende Zahl von Flüchtlingen unterbringen. Ludwigshafen hat 436 Asylbewerber im Jahr 2014 durch die Landesregierung zugewiesen bekommen. In 2015 und den Folgejahren rechnet man mit mehr als 700 Personen jährlich.
Die Ludwigshafener Stadtverwaltung ist auf der ständigen Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten. Als Sofortmaßnahme hat der Ludwigshafener Stadtrat beschlossen, in verschiedenen Ortsteilen neue Wohnungen zu bauen. Und zwar so zu bauen, dass dort eine menschenwürdige Unterbringung möglich wird.
Geeignet sind offenbar immer Standorte in anderen Ortsteilen
In mehreren Stadtteilen wurden Bürgerversammlungen durchgeführt, bei denen der Stadtspitze immer wieder vorgehalten wurde, dass der konkret ausgesuchte Standort für die Unterbringung von Flüchtlingen in dem jeweiligen Stadtteil gerade nicht geeignet sei. Geeignet sind offensichtlich immer Standorte in anderen Ortsteilen getreu dem Grundsatz: siehe ganz oben.
Es gibt auch Hauseigentümer, die befürchten, dass ihre Grundstücke, ihre Häuser, ihre Eigentumswohnungen durch die Flüchtlingsunterkünfte an Wert verlieren oder gar unverkäuflich würden – als diese Befürchtungen geäußert wurden, waren konkret zwei Häuser mit je sechs Wohnungen geplant.
„Wir waren auch mal Flüchtlinge – deshalb helfe ich, wo ich kann“
Solche Meinungsäußerungen kann ich als Vorsitzender von Haus & Grund Ludwigshafen nicht verstehen. Deshalb hat es mich sehr gefreut, als anlässlich einer Beratung ein Mitglied sagte: „Nach dem 2. Weltkrieg waren wir auch einmal Flüchtlinge und waren froh, dass wir hier aufgenommen worden sind. Ich werde deshalb, wo ich kann, Flüchtlinge, woher sie auch kommen mögen, unterstützen.“
Eine ältere Dame berichtete mir, dass sie in eine kleine Dachgeschosswohnung einen jungen Afrikaner aufgenommen habe, der ihr beim Einkaufen und auch sonst an die Hand gehe. Ein anderes Mitglied hat uns berichtet, dass es eine Wohnung an ein junges afrikanisches Paar vermietet habe. Die Miete komme „vom Amt“.
Stadtspitze bittet, Wohnungen an Flüchtlingsfamilien zu vermieten
Es wäre eine große Hilfe – nicht nur für die zuständigen städtischen Stellen, sondern insbesondere für die hier ankommenden Flüchtlinge –, wenn diese Beispiele unter den Mitgliedern von Haus & Grund Schule machen würden. Der Ludwigshafener Sozialdezernent und Bürgermeister Wolfgang van Vliet hat deshalb stellvertretend für die Ludwigshafener Stadtspitze Haus & Grund Ludwigshafen gebeten, sich für die Flüchtlinge zu engagieren und Wohnungen insbesondere an Flüchtlingsfamilien zu vermieten.
Die Mietverträge können direkt mit der Stadt abgeschlossen werden, so dass kein finanzielles Risiko für den Vermieter besteht. Mitglieder, die dazu bereit wären, nehmen bitte Kontakt auf mit dem städtischen Ansprechpartner Marcel Dinies (Telefon 06 21 / 50 43 661; E-Mail: 5-12@ludwigshafen.de)
Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn die Mitglieder von Haus & Grund Ludwigshafen – und warum nicht auch aus anderen Städten? – mit gutem Beispiel für die privaten Vermieter vorangehen würden und helfen statt lamentieren.