Enkeltrick & Co.: Sicher leben im Alter
Die Menschen leben heutzutage viel länger als frühere Generationen. Diese an sich positive Entwicklung birgt aber auch einige Herausforderungen. Hierzu gehören die Themen Sicherheit und Schutz vor Kriminalität. Wir sagen, was Sie in Rheinland-Pfalz hierfür tun können.
Von Verbandsdirektor Ralf Schönfeld
Im „Normalfall“ – sofern man bei Kriminalität davon sprechen kann – begegnen sich Täter und Opfer zumeist im Rahmen ihrer alltäglichen Routinen und sind sich auch in ihren so genannten demografischen Profilen recht ähnlich. Das zeigen die grundlegenden Befunde der polizeilichen Forschung zu verschiedenen Kriminalitätsfeldern. Aber gerade im Hinblick auf das hohe Alter werden Phänomene deutlich erkennbar, die einem solchen Muster nicht entsprechen.
Hier scheint es kaum noch der Zufall zu sein, der Täter und Opfer zusammenführt. Vielmehr wird eine gezielte Opferwahl betrieben.
Diese richtet sich in der Regel an drei verschiedenen Kennzeichen aus:
- am Alter der Betroffenen,
- an den vom Täter mit hohem Alter verbundenen Merkmalen und
- daraus wiederum abgeleiteten günstigen Tatgelegenheiten.
Landespräventionsrat Rheinland-Pfalz: Verbandsdirektor Ralf Schönfeld erneut in den Vorstand berufen |
Aufgrund der sich rasant verändernden Gesellschaft steht die Kriminalprävention immer wieder vor neuen Herausforderungen. Die Leitstelle „Kriminalprävention“, der Landespräventionsrat und die Stiftung Kriminalprävention Rheinland-Pfalz leisten dafür landesweit und auf kommunaler Ebene ihre unverzichtbaren Beiträge. Die Aktivitäten sind vielfältig und decken ein weites Feld ab. Der Landespräventionsrat stellt seit seiner Gründung im August 2000 ein unabhängiges und interdisziplinär besetztes Beratungsgremium der rheinland-pfälzischen Landesregierung sowie örtlicher Gremien und Einrichtungen dar. Vorsitzender des Vorstands ist derzeit der Ludwigshafener Bürgermeister Wolfgang van Vliet. Zu den Vorstandsmitgliedern des Landespräventionsrats gehören Vertreterinnen und Vertreter der Medien, der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Polizei, des Sports, der Migrationsorganisationen, der Kommunen und der Justiz. Ein hochkarätig besetztes GremiumHaus & Grund Rheinland-Pfalz ist in diesem hochkarätig besetzten Gremium durch Verbandsdirektor Ralf Schönfeld vertreten, der hier bereits seit 2003 Mitglied des Vorstands ist. Aktuell hat Innenminister Roger Lewentz den Haus & Grund Experten erneut für drei weitere Jahre zum Mitglied des Vorstands berufen. Kriminalpräventive Räte in Rheinland-PfalzDer gesamtgesellschaftliche Ansatz in der Kriminalprävention kommt besonders gut in den Kriminalpräventiven Räten zur Geltung. In zahlreichen Städten, Gemeinden und Verbandsgemeinden sind solche Räte eingerichtet worden. Eine Projektstudie widmet sich gegenwärtig der Untersuchung von Handlungsempfehlungen für die kriminalpräventive Arbeit speziell vor dem Hintergrund knapper finanzieller und personeller Ressourcen. |
Dies betrifft besonders Eigentums- und Vermögensdelikte, bei denen unter Einsatz von Täuschungen unterschiedlicher Art das Vertrauen einer älteren Person missbraucht und zum eigenen materiellen Vorteil ausgenutzt wird. Hierzu gehören Betrugsstraftaten (wie zum Beispiel der weit bekannte „Enkeltrick“) ebenso wie unter Vortäuschung einer falschen Identität in der privaten Wohnung der Betroffenen begangene Diebstähle oder unseriöse Verkaufspraktiken zum Nachteil älterer Menschen.
Wie die Seniorensicherheit in Rheinland-Pfalz steigen kann
Was kann angesichts der Bedeutung von Straftaten zum Nachteil älterer Menschen getan werden? Der Vorstand des Landespräventionsrates Rheinland-Pfalz (s. Kasten) hat diese Frage intensiv erörtert. Er setzt vor allem auf Vorbeugung. Denn Informationen zu bekannten Maschen und Verhaltensrichtlinien für bestimmte Alltagssituationen (z.B. bei Interneteinkäufen) können – neben einer gesunden Portion Skepsis – die persönliche Sicherheit erhöhen.
Bei einer ersten Erhebung der Situation in Rheinland-Pfalz wurde ermittelt, welche Projekte und Initiativen im Land umgesetzt werden. Dabei haben sich 62 Kommunen, fünf Polizeipräsidien, das Landeskriminalamt, die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz sowie die Landesleitstelle „Gut leben im Alter“ an der Erhebung beteiligt.
Konkret gefragt wurde nach den aktuell bestehenden Präventionsangeboten für Senioren und den Angeboten in den zurückliegenden Jahren. Im Ergebnis zeigt sich, dass es eine breite Palette an Themen der Prävention für den Bereich Seniorensicherheit gibt (vgl. Grafik oben).
Seniorensicherheitsberater – was genau verbirgt sich dahinter?
Bürgerliches Engagement ist ein wichtiger Baustein für das Leben in unserer Gesellschaft. Ein Teilbereich dieses Engagements ist die ehrenamtliche Sicherheitsberatung für Seniorinnen und Senioren. Daher wurde bereits 1995 mit der Ausbildung von Seniorensicherheitsberaterinnen und -beratern begonnen. Diese sind oft Vermittler und Kontaktperson zwischen Polizei und Senioren. Hinzu kommt eine Multiplikatorfunktion für Sicherheit in der Familie, der Nachbarschaft oder der Kommune.
Seniorensicherheitsberater sind an kommunale oder freie Träger angebunden und arbeiten ehrenamtlich. Eine regelmäßige Aus- und Fortbildung durch die Polizeipräsidien anhand der vom Innenministerium festgelegten Mindeststandards ist dabei die Grundlage.
Zur Grundausbildung gehören Kenntnisse in folgenden Bereichen:
- Strukturen der Polizeiarbeit,
- Erläuterungen zum objektiven und subjektiven Sicherheitsgefühl (Statistiken/Straftaten),
- Grenzbereiche der Seniorenberatungen,
- Jedermanns- und Notwehrrecht,
- Informationen und Verhaltensweisen zu: Wohnungseinbrüchen, sicherer Geldverkehr, Trickdiebstahl, Abzocke am Telefon/Internet, Gefahren im Straßenverkehr, Opferhilfe, Pflegestützpunkten und möglichen Fortbildungsmaßnahmen.
Kommunale Gebietskörperschaften und Polizei betreuen und unterstützen die Seniorensicherheitsberaterinnen und -berater bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass sie aufgrund des vergleichbaren Lebensalters und ihrer Erfahrung gute Kontakte zu älteren Menschen aufbauen und das mit zunehmendem Alter höhere Sicherheitsempfinden mit geeigneten Informationen bedienen können.
Aktuell sind in Rheinland-Pfalz 568 aktive Seniorensicherheitsberater im Einsatz.
Zu den Tätigkeiten gehören vor allem
- Beratungsgespräche (individuell und in Sprechstunden),
- das Verteilen von Informationsbroschüren im Rahmen von Veranstaltungen / Messen / Einsatz des Sicherheitsmobils der Polizei sowie
- Fachvorträge, z.B. bei Seniorenveranstaltungen, Bürgerforen.
Unser Tipp:
Sie sind auf der Suche nach einem Seniorensicherheitsberater in Ihrer Nähe? Fragen Sie bei der Stadt bzw. Gemeinde oder der örtlichen Polizeidienststelle nach.
Unser Autor: RA Ralf Schönfeld,
Verbandsdirektor von Haus & Grund
Rheinland-Pfalz.
Foto: Haus & Grund RLP