Meine Heizung, mein Auto – mein Haus: Wenn Verbote nicht vor Träumen halt machen

Nach dem Aus von Öl- und Gasheizungen und dem Verbrennerverbot bei Autos haben Umwelt- und Klimaschützer bereits ein neues Ziel im Visier: das Einfamilienhaus. Wie üblich ganz vorne mit dabei ist das Umweltbundesamt. Deutlich nüchterner betrachtet ein anderes Amt das Thema.

Symbolbild Wunsch nach Wohneigentum: Familie mit der Zeichnung eines EigenheimsFoto: Robert Kneschke / Adobe Stock

Von Verbandsdirektor RA Ralf Schönfeld

Die Wohneigentumsbildung wird bereits durch explodierende Baukosten und höhere Bauzinsen immer mehr erschwert. Die von der Bundes-Ampel in Aussicht gestellten Erleichterungen bei der Grunderwerbsteuer lassen zudem weiter auf sich warten. In dieser Gemengelage fährt das Umweltbundesamt unter dem wohl klingenden Titel „Umwelt und Klima schützen – Wohnraum schaffen – Lebensqualität verbessern“ einen Angriff auf das Einfamilienhaus und empfiehlt faktisch gemäß der Parteilinie der Grünen, den Bau neuer Einfamilienhäuser zu unterbinden.

Nicht „grün“ genug? Wie das Umweltbundesamt seine Kritik an Einfamilienhäusern begründet

Das Umweltbundesamt (UBA) will mit dem veröffentlichten Positionspapier angeblich eine „Grundlage für eine gesellschaftliche Debatte um das Einfamilienhaus“ liefern. Dabei wird die Energiebilanz von Einfamilienhäusern als nicht grün genug kritisiert und für einen Baustopp sowie alternative, ökologischere Wohnformen plädiert. Aus Umweltsicht besonders kritisch blieben laut UBA insbesondere bei neuen Einfamilienhaussiedlungen am Stadtrand „die zusätzliche Flächenumwandlung und -versiegelung sowie der damit einhergehende Druck auf Freiflächen und Verlust von Ökosystemen und Biodiversität“. Und weiter: „Einfamilienhäuser verursachen in der Regel auch im Lebenszyklus mehr Treibhausgase und Ressourcenaufwand (kumulierter Energieaufwand) pro Quadratmeter als Mehrfamilienhäuser.“

Passend dazu zeigt ein älterer Parteitagsbeschluss der Grünen, dass dort schon länger vom Ende des Einfamilienhauses im Neubau geträumt wird. Dieser lautet:

  • Keine Einfamilienhäuser mehr
    Einfamilienhäuser verbrauchen besonders viele Ressourcen, da im Vergleich zum Mehrfamilienhaus der Außenhautanteil sehr groß ist, zudem verschleißen sie extrem viel Bauland und Infrastruktur. Immer neue Einfamilienhausgebiete auf der grünen Wiese treiben den Flächenverbrauch weiter an und führen vielerorts gleichzeitig zu leerfallenden und öden Ortskernen.

Solche Verbotstendenzen wären eine krasse Einschränkung und Bevormundung für all diejenigen, die sich ein eigenes, neues Häuschen bauen wollen.

BBSR liefert deutlich differenziertere Analyse zu Wohneigentumsbildung und Wohnflächenverbrauch

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSR) hat im Gegensatz zum Umweltbundesamt eine deutlich differenziertere Analyse zum Thema „Wohneigentumsbildung und Wohnflächenverbrauch“ veröffentlicht.
Die Prognosen des BBSR zeigen, dass die Zusammenhänge sehr viel komplexer sind:

  • Die Bautätigkeit im Einfamilienhausbau geht langsam zurück.
  • Wohneigentumsbildung erfolgt vor allem in gebrauchten Immobilien.
  • Einfamilienhäuser werden vor allem von Familien nachgefragt.
  • Die Prognosen zeigen, dass die Pro-Kopf-Wohnfläche zukünftig nur leicht zunimmt.
  • Die steigende Wohnflächennachfrage wird durch die Zunahme kleinerer Haushalte bestimmt.
  • Altersgerechte Wohnangebote sind ein Lösungsansatz, um die Umzugsmobilität älterer Haushalte stärker zu fördern.

Wohneigentumsbildung – Treiber der Wohnflächeninanspruchnahme?

Anhand der Analysen und der entsprechenden Schlussfolgerungen wird laut BBSR deutlich, dass die Wohneigentumsbildung in Deutschland auch zukünftig nicht an Relevanz verlieren wird und zugleich einen wichtigen Beitrag zur Alterssicherung und der Wohnraumversorgung darstellt. Die selbstgenutzte Immobilie wird überwiegend im Wohnungsbestand erworben, so dass vorhandene Bausubstanz genutzt und oftmals aufgewertet wird. Dennoch wird zur Angebotserweiterung – insbesondere in den nachfragestarken Regionen – weiterhin Wohnungsneubau erforderlich sein.

Besonders für Familien einen hohen Stellenwert

Insbesondere für Familien, die einen Großteil der Wohneigentumsbildung ausmachen, hat das Einfamilienhaus dabei einen hohen Stellenwert. Der Neubau des eigenen Wohntraums bleibt ein legitimer Wunsch, auch wenn dabei die Ressourceninanspruchnahme kritisch betrachtet werden kann. Neben der Bauform – klassisches Einfamilienhaus oder Geschosswohnungsbau – sind andere Faktoren wie die zukünftige Haushaltsstruktur sowie das Angebot und die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt von entscheidender Bedeutung. All diese Aspekte müssen in die aktuellen Diskussionen einbezogen werden. Eine Reduzierung auf die Vermeidung des Einfamilienhausbaus geht dagegen in die falsche Richtung, da dies nicht die einzige oder zentrale Stellgröße sein kann.

Ein zukunftsfähiges Wohnungsangebot beinhaltet eine breite Diversifizierung. Eigentümer müssen selbst bestimmen können, in welche Grundrisse und Lagen sie investieren. Dabei geht es sowohl um Anpassungen von Bestandsgebäuden als auch um einen zielgerichteten Neubau. Aufgabe des Bundes, der Länder und Kommunen bleibt es, die Rahmenbedingungen für ein kostengünstiges und ressourcenschonendes Bauen und Wohnen zu unterstützen.

Insgesamt müssen unterschiedliche Stellschrauben genutzt werden, um die Ressourcenfragen anzugehen und gleichzeitig den Wohnbedürfnissen gerecht zu werden. Denn auch wenn es gelingt, die Pro-Kopf-Wohnflächen zu senken, ist eine fortschreitende Flächeninanspruchnahme zu erwarten.

Das freistehende Haus mit Garten ist für viele Menschen hierzulande mit Abstand die liebste Wohnform – selbst wenn die Finanzierbarkeit dieses Traums derzeit immer schwieriger wird. Gerade für Familien bedeutet es einen Zugewinn an Lebensqualität. Im eigenen Haus ist es eher möglich, allen Familienmitgliedern ausreichend Raum zur Verfügung zu stellen.

Mehr Lebensqualität, bessere Altersvorsorge: Die Bedeutung der „eigenen vier Wände“

Neben seiner primären Wohnfunktion ist das Wohneigentum aber ebenso eine wichtige Säule in der Vermögensbildung. Unter dem Aspekt der Alterssicherung stellen eine Reihe von Studien seit vielen Jahren die hohe Bedeutung einer eigenen Immobilie heraus. Auch im Hinblick auf das sich verändernde Rentensystem mit einem späteren Renteneintrittsalter gewinnt die selbstgenutzte Immobilie als eine Form der privaten Alterssicherung an Bedeutung.

Anders als eine Eigentumswohnung kann ein Einfamilienhaus stets den Bedürfnissen angepasst werden. Besonders attraktiv ist das Einfamilienhaus für junge Familien mit Kindern. Wenn die Kinder ausgezogen sind, können die Eltern das Haus altersgerecht umbauen, in mehrere Wohneinheiten aufteilen, verkaufen oder vererben. Übrigens: Selbst wenn ein Haus häufig einen größeren Flächenverbrauch als eine Wohnung hat, so kann es doch bei der Artenvielfalt eines durchschnittlichen Hausgartens zweifelsohne einen ökologischen Mehrwert bieten – erst Recht gegenüber einer Ackerfläche mit Monokultur.

Fazit: Statt einem faktischen Einfamilienhausverbot bedarf es einer Anpassung an die heutige Zeit

Rund 70 Prozent der jungen Menschen hierzulande wünschen sich, später einmal in einer eigenen, „konventionellen“ Immobilie zu wohnen. Hier steht das Einfamilienhaus an erster Stelle (vergleiche Grafik unten). Diesen Wunsch darf die Politik nicht ignorieren und aus reiner Ideologie mit neuen staatlichen Verboten und Zwangsvorgaben drohen.

Der pauschale Vorwurf, das Einfamilienhaus verbrauche zu viel Fläche, Baustoffe und Energie greift zu kurz. Ein Einfamilienhaus kann flächen- und ressourcenschonend, zum Beispiel als Doppel- oder Reihenhaus, in Holz- oder Holzständerbauweise gebaut werden. Mit gezielter Planung von Umnutzungsmöglichkeiten und einer langen Lebensdauer entsteht eine nachhaltige Wohnlösung, mit der Hauseigentümer ihren CO₂-Fußabdruck gezielt reduzieren können.

Wer das Recht auf den Bau von Einfamilienhäusern in Frage stellt, zeigt ein gestörtes Verhältnis zum Eigentum und der Lebensrealität im ländlichen Raum. Wohnungsangebote müssen stattdessen unter Beachtung der verschiedenen Perspektiven auf freiwilliger Basis weiterentwickelt werden.

Sehr einseitige Sichtweise: Die Zusammenhänge zwischen Wohneigentumsbildung und Flächenverbrauch sind viel komplexer als es das Umweltbundesamt durch seinen pauschalen Vergleich zwischen Einfamilienhäusern (kleinteilige Bauformen) und Geschoßwohnungsbau (kompakte Bauformen) vermittelt. Die Grafik stammt aus der Broschüre „Umwelt und Klima schützen – Wohnraum schaffen – Lebensqualität verbessern: Empfehlungen von UBA und KNBau für einen nachhaltigen Wohnungs- und Städtebau“. - Quelle: Umweltbundesamt und KNBau

Eindeutige Wünsche: Die klassische Immobilie ist nach wie vor unangefochtener Spitzenreiter unter den von jungen Menschen gewünschten Immobilientypen. Ganz oben: das freistehende Einfamilienhaus. - Quelle: wüstenrot

 

Unser Autor: der Landesverbandsdirektor Ralf Schönfeld

Unser Autor: Ralf Schönfeld 
ist Verbandsdirektor des 
Landesverbands Haus 
& Grund Rheinland-Pfalz.

 

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