Vom „Bindestrichland“ zur lebendigen Einheit: Feier zum 75. Geburtstag von Rheinland-Pfalz
Zum Jahrestag der Abstimmung über die Verfassung fand in Mainz ein rauschendes Geburtstagsfest statt.
Fotos: Staatskanzlei RLP / Voß (oben links, unten rechts), Staatskanzlei RLP / Silz (oben rechts, unten links)
„In Vielfalt geeint“ – das Motto der Europäischen Union passt inzwischen auch hervorragend auf Rheinland-Pfalz. Dabei war es 1947 sogar für den späteren Ministerpräsidenten Peter Altmeier undenkbar, dass das aus der Retorte geborene „Bindestrichland“ 75 Jahre später ein rauschendes Geburtstagsfest feiern würde.
Kein „Ewigkeitswert“: Altmeier war skeptisch
Weniger als einen Monat vor der Volksabstimmung über die Verfassung, deren Datum (18. Mai 1947) heute als Geburtsstunde des Bundeslands gilt, räumte er diesem nur eine kurze Zukunft ein. Rheinland-Pfalz sei nicht aus dem Willen des Volkes geboren, sondern stelle lediglich ein Ergebnis der Zonen- und Besatzungspolitik dar. „Für uns hat das Land Rheinland-Pfalz also durchaus keinen Ewigkeitswert“, betonte er. Schließlich sei die Neuordnung Deutschlands noch im Fluss.
Über 300.000 Besucher in der Landeshauptstadt
Zum Glück hat sich seine Prognose als völlige Fehleinschätzung erwiesen. Das einstige Puzzle, dass die Franzosen ohne jede Rücksicht zusammenstellten, ist längst zu einer lebendigen Einheit zusammengewachsen. Sie feierte vergangene Woche in der Landeshauptstadt Mainz den 75. Geburtstag mit einem Festakt (mit 500 geladenen Gästen) sowie einem dreitägigen Landesfest (mit deutlich mehr als den erwarteten 300.000 Besuchern) inklusive Festumzug.
Gemeinsame Identität und ein Wir-Gefühl
Einen besonderen Dank richtete Ministerpräsidentin Malu Dreyer zu diesem Anlass an die Menschen in ganz Rheinland-Pfalz. „Sie haben das Geschenk der Freiheit und Demokratie mit Leben gefüllt. Sie haben die reiche Geschichte der Regionen – Gutenberg, die SchuM-Stätten, das römische Erbe, das Hambacher Fest – zu einer gemeinsamen Identität, zu einem Wir-Gefühlt geformt“, betonte sie. Auch Landtagspräsident Hendrik Hering pries das Miteinander. Gemeinsinn, Zusammenhalt, Vielfalt und Lebensfreude seien während des Landesfestes spürbar gewesen und hätten über die Stadt und das Land gestrahlt.
„Wir sind ein Land des Zusammenhalts“
Gemeinsamkeiten und Zusammenhalt zeigten sich – unterstrich Dreyer – aber nicht nur in fröhlichen Momenten, sondern insbesondere dann, wenn es Herausforderungen zu meistern gilt. „Die Pandemie und der Ukraine-Krieg haben für uns alle einschneidende und unerwartete Veränderungen gebracht. In diesen Krisen haben die Bürger und Bürgerinnen von Rheinland-Pfalz einmal mehr bewiesen, dass wir ein Land des Zusammenhalts sind. In diesen oftmals bitteren Stunden der letzten Monate war dies für mich immer ein Grund, mit Stolz und Wärme auf unser Land zu blicken“, bekannte sie.
Gemeinsam feiern und gemeinsam helfen
Wie ein Schlag habe im vergangenen Jahr die schreckliche Flutkatastrophe mit 135 Toten, großer Zerstörung und unermesslichem Leid das Land getroffen. Noch immer zeigte sich die Ministerpräsidentin schwer beeindruckt von der großen Hilfsbereitschaft seitdem – nicht nur bundesweit, sondern ganz besonders aus allen Teilen von Rheinland-Pfalz. „Wir feiern gemeinsam und wir helfen gemeinsam. Die Solidarität in Rheinland-Pfalz ist riesig“, schwärmte Dreyer, auch mit Blick auf die aktuelle Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine.
Traditionelles Handwerk und Zukunftstechnologien
Die Bereitschaft, auf neue Rahmenbedingungen zu reagieren und sich stetig weiter zu entwickeln ist aus ihrer Sicht Teil der Erfolgsgeschichte des einstigen Zwangszusammenschlusses. In seiner noch recht kurzen Geschichte habe sich Rheinland-Pfalz fortwährend verändert. Diese Veränderungen hätten Rheinland-Pfalz zu dem gemacht, was es heute sei: Eine lebenswerte Heimat, in der traditionelles Handwerk und Zukunftstechnologie miteinander wirkten. „Gemeinsam sind wir Rheinland-Pfalz und gestalten seine Zukunft“, war Dreyer überzeugt.
Der Landesverband ist Teil der Erfolgsgeschichte
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft haben die privaten Eigentümer maßgeblich mitgeprägt. Darum ist der Landesverband Haus & Grund Rheinland-Pfalz als ihre Organisation ebenfalls Teil der Erfolgsgeschichte. Das Bundesland war den Kinderschuhen noch nicht entwachsen, als sich Anfang 1951 22 Ortsvereine zusammenschlossen (siehe Info-Kasten). Seitdem ist der Landesverband stetig gewachsen und eine feste Größe – auch als Gesprächspartner für die Politik. Er vertritt jedoch keineswegs nur die Interessen der privaten Eigentümer, sondern übernimmt auch gesellschaftlich Verantwortung.
Spendenaktion und Wohnraum für Flüchtlinge
So führte er beispielsweise im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz eine große Spendenaktion zugunsten der Flutopfer durch. Und unlängst gab ein Appell an die Mitglieder den Anstoß zur Schaffung vieler zusätzlicher Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge aus der Ukraine.
Mehr als 70 Jahre jung und keine Altersgebrechen: der Landesverband Haus & Grund Rheinland-PfalzDem geplanten großen Jubiläumsfest 2021 stand leider die Corona-Pandemie im Weg. Aber auch ohne große Sause war der runde Geburtstag von Haus & Grund Rheinland-Pfalz ein Grund zur Freude. Begonnen hatte alles am 13. Januar 1951 in Bingen. Wiederaufbau – so lautete das Wort der Stunde, als sich an jenem Samstag rund zwei Dutzend Herren im Konferenzsaal des Hotels „Starkenburger Hof“ trafen. Sie vertraten 22 teilweise schon über 100 Jahre bestehende Haus- und Grundbesitzervereine im 1946 per Verordnung des Oberkommandierenden der französischen Besatzungszone neu geschaffenen Bundesland Rheinland-Pfalz. Eingetragener Verein statt lockere GemeinschaftAm späten Vormittag waren sich die Herren einig: Aus ihrer lockeren „Interessengemeinschaft“ soll ein eingetragener Verein unter dem Dach der deutschlandweiten Haus & Grund Organisation werden. Das Ja zur Satzung war die Geburtsstunde des Landesverbands; an seiner Wiege standen laut Protokoll die Vereine von Alzey, Andernach, Bingen, Bingerbrück, Bad Ems, Frankenthal, Kaiserslautern, Koblenz, Konz, Bad Kreuznach, Ludwigshafen, Mainz, Mayen, Mudersbach, Neustadt an der Weinstraße, Niederlahnstein, Niederschelderhütte, Pirmasens, Sinzig, Trier, Worms und Zweibrücken. Anfangs enge Kooperation mit dem NachbarnNicht nur Wohnraum war knapp in der Nachkriegszeit, auch in den Kassen der Haus- und Grundbesitzervereine herrschte Ebbe. Der neue Landesverband machte aus seiner Not eine Tugend: Er „teilte“ sich sowohl den Verbandsdirektor als auch die Geschäftsstelle mit dem benachbarten Landesverband Rheinland, zu dem vor allem aus dem Mittelrhein-Gebiet enge historische Beziehungen bestanden. Seit 2001 eigene Geschäftsstelle in MainzDas Mitgliedermagazin wurde ebenfalls über Jahre hinweg gemeinsam herausgegeben. Die enge Kooperation endete zum 31. Dezember 2000. Seit dem 1. Januar 2001 hat der Landesverband Rheinland-Pfalz nicht nur seinen satzungsgemäßen Sitz, sondern auch seine Geschäftsstelle (mit eigenem Verbandsdirektor) in Mainz – mittlerweile sogar unweit des Landtags. Nur sechs Vorsitzende in sieben JahrzehntenZum 1. Vorsitzenden des eben gegründeten Verbands wählte die Versammlung in Bingen den bisherigen Sprecher der Interessengemeinschaft, den Koblenzer Rechtsanwalt Dr. Dr. Meinolf Heuel. Nach seinem Tod 1956 hatte dieses Amt für 18 Jahre Fritz Wilms aus Kaiserslautern inne. 1975 wurde Dr. Reinhold Hagmann (Koblenz) an die Spitze des Verbands gewählt; ihm folgte 1998 Dr. Walter Hitschler aus Zweibrücken. 2010 übernahm Ass. jur. Manfred Leyendecker (Mainz) zusätzlich zur Funktion als Verbandsdirektor das Amt des Vorsitzenden; seit 2013 übte er diese Tätigkeit ehrenamtlich aus. Zu seinem Nachfolger wurde Ende 2020 mit Christoph Schöll wieder ein Koblenzer Rechtsanwalt gewählt. Wenig Wechsel bei den VerbandsdirektorenNoch mehr Konstanz bewies der Landesverband bei der Besetzung der Funktion des Verbandsdirektors. Nach der Gründung lag die Verbandsgeschäftsführung zunächst mehr als 20 Jahre lang in den Händen von Dr. Carl Hesberg. Ihm folgte 1972 Hans Walter Laut, diesem wiederum 1995 Manfred Leyendecker. Seit dem 1. Januar 2013 ist Ralf Schönfeld Verbandsdirektor von Haus & Grund Rheinland-Pfalz. Wechselnde Ansprechpartner in der PolitikSie bekamen es im Lauf der Jahrzehnte mit einer ganzen Reihe Ministerpräsidenten und einer Ministerpräsidentin zu tun. Zum Zeitpunkt der Gründung war Peter Altmeier (von 1947 bis 1969) im Amt, der Rheinland-Pfalz einst wenig Überlebenschancen eingeräumt hatte. Auf ihn folgten der spätere Bundeskanzler Helmut Kohl (1969 bis 1976), Bernhard Vogel (1976 bis 1988), Carl-Ludwig Wagner (1988 bis 1991), Rudolf Scharping (1991 bis 1994), Kurt Beck (1994 bis 2013) und schließlich die erste Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die seit 2013 im Amt ist. Zahl der organisierten Eigentümer steigt stetigStetig nach oben bewegte sich über sieben Jahrzehnte hinweg die Zahl der privaten Immobilieneigentümer, deren Interessen Haus & Grund Rheinland-Pfalz vertritt. Anfang der 1950er Jahre hatten die damals fast 50 Ortsvereine im Land gut 10.300 Mitglieder. Zum 50-Jahr-Jubiläum 2001 wurden rund 33.000 Mitglieder in 35 Ortsvereinen vermeldet. 2011 lag die Zahl der Ortsvereine nach wie vor bei 35, die Zahl der Mitglieder war aber auf rund 37.000 angewachsen. Und aktuell vertritt der 37 Ortsvereine starke Landesverband rund 45.000 Mitglieder – Tendenz weiter steigend. |
Dieser Artikel stammt aus dem digitalen Info-Service von Haus & Grund Rheinland-Pfalz (Ausgabe Mai 2022 vom 25. Mai 2022). Melden Sie sich jetzt an für diesen kostenlosen Service des Landesverbands: