Wohnkosten: Eigentum schlägt Miete
Neue Empirica-Studie bestätigt Bauchgefühl und gesunden Menschenverstand
Wer fährt finanziell am Ende besser – Mieter oder selbstnutzende Eigentümer? Dieser wohnungspolitischen Dauerfrage ging unter den aktuellen Vorzeichen jetzt wieder einmal das Forschungsinstitut empirica in Zusammenarbeit mit LBS Research auf den Grund. Das Ergebnis ist erst auf den zweiten Blick eindeutig. Denn tatsächlich liegt die Anfangsbelastung von frisch gebackenen Wohneigentümern in der Regel höher als die Wohnkosten vergleichbarer Mieterhaushalte.
Auf längere Sicht jedoch sieht das Bild anders aus. Während die Mieterhaushalte im Zeitablauf mit weiter steigenden Wohnkosten konfrontiert sind, sinken bei den Eigentümern die Ausgaben fürs Wohnen kontinuierlich. Das Blatt wendet sich bereits ab Anfang 50. Im Alter, wenn die Immobilie schuldenfrei ist, muss der Wohneigentümer nur noch jeden sechsten Euro fürs Wohnen ausgeben, der Mieter fast jeden dritten Euro.
Die Wissenschaftler haben auf Basis der aktuellen Einkommens- und Verbrauchsstichproben des Statistischen Bundesamtes die Wohnkosten von Mieter- und Eigentümerhaushalten im Zeitablauf untersucht. Um einen fairen Vergleich beider Gruppen zu gewährleisten, wurden nur Mieter und Eigentümer mit einem Netto-Monatseinkommen zwischen 2.000 und 3.000 Euro betrachtet. Unterschiede bei den Wohnungsgrößen wurden hingegen nicht berücksichtigt, sondern jeweils die tatsächlichen Wohnkosten von Mietern und Eigentümern herangezogen: bei Mietern die Bruttowarmmiete, bei Eigentümern die Ausgaben für Zins und Tilgung sowie „kalte“ und „warme“ Nebenkosten.
Wie die Auswertung zeigt, haben in jungen Jahren selbstnutzende Eigentümerhaushalte meist höhere Wohnkosten als vergleichbare Mieterhaushalte zu tragen. Mit fortschreitender Tilgung der Baukredite dreht sich jedoch die Belastungskurve zum Nachteil der Mieter, die nicht nur die Bruttowarmmiete aufbringen müssen, sondern im Trend auch mit steigenden Mieten konfrontiert sind. Ihr anfänglicher Vorteil bei den Wohnkosten schmilzt damit dahin, während die Eigentümer ihre Finanzierungslast allmählich abbauen und damit ihre Wohnkosten reduzieren.
In Zahlen: Während der Mieter in jungen Jahren ca. ein Viertel seines Einkommens für eine warme Wohnung ausgibt, muss der Selbstnutzer anfangs jeden dritten Euro für das Wohnen aufwenden und sich gegenüber dem Mieter im Konsum entsprechend einschränken. Aber schon bald gleichen sich die Belastungen beider Gruppen an.
Im Alter werden die Vorteile immer klarer
Später öffnet sich die Schere dann weiter zu Gunsten des Eigentümers. Schuldenfreie Selbstnutzer geben im Ruhestand nur noch jeden sechsten Euro, also 16 Prozent ihres Einkommens für das Wohnen aus, was letztlich nur noch die eigentlichen Wohnnebenkosten (Energiekosten, Reparaturen, Straßenreinigung oder Müllabfuhr) umfasst. Bei Mieterhaushalten dagegen beanspruchen die Wohnkosten in Form der Bruttowarmmiete fast ein Drittel des Haushaltsbudgets.
Weil in Zahlen kaum messbar auch nicht berücksichtigt hat die Studie das Thema Wohnqualität. Im Durchschnitt allerdings verfügen Eigentümer über größere Wohnflächen und eine oft bessere Ausstattung. Der entscheidende Vorteil des schuldenfreien Wohneigentümers, so die Forscher, liegt aber in seiner „Liquiditätsrendite“: Ihm stehen über 300 Euro mehr für Konsumzwecke zur Verfügung als dem Mieter. hag